Ich bin Öko und das ist gut so!
Oder doch nicht?
Ich bin für den Umweltschutz und liebe die Natur. Meine Tochter soll in einer möglichst intakten Umwelt aufwachsen. Zu mindest möchte ich mein möglichstes dafür tun, um mir später nicht selbst irgendwelche Vorwürfe zu machen. Deshalb trenne ich meinen Hausmüll, benutze nur Pfandflaschen und werfe mein Altglas in Farben getrennt in die Altglascontainer. Sollte ich einen Waldspaziergang mit Picknick mit meiner Familie unternehmen, wird hinterher der Abfall fein säuberlich wieder eingesammelt und mit nach Hause genommen. Ich schmeiße nicht einmal ein Papiertaschentuch in die Büsche. In meinen Toiletten sind die Spülungen mit Wasserspartasten ausgestattet und unsere Innenbeleuchtung erstrahlt in grellweißen LED Licht. Mein Gewissen ist also komplett rein. Immer mehr Leute kaufen im Bioladen, kaufen nur Eier aus Bodenhaltung, dämmen unsere Neubauten mit 160cm Dämmung, kaufen E 10 Benzin und wir schleifen uns mit recyceltem Toilettenpapier den Hintern wund. Riesige Solaranlagen und Windparks schmücken unsere einst so trostlosen Landschaften. Das alles verschafft uns ein gutes Gefühl. Aber hat unsere Natur auch was davon?
Es gibt immer mehr moderne neugebaute Ein- und Mehrfamilienhäuser, die durch Schimmelbefall unbewohnbar geworden sind. Gigantische Maisfelder werden zum Vergären geschreddert und hiesigen Biogasanlagen zugeführt. Unsere Energiesparlampen sind ein Fall für die Giftmülldeponie.
Unser Wassersparwahn sorgt dafür, das allein in Berlin hunderttausende Liter Trinkwasser in die Kanalisation geleitet werden, um die etwas zu groß geratene Verrohrung zu spülen. Unsere berühmte Wasserspartaste bewirkt in Wahrheit ein ökologisches Desaster. An statt der benötigten fünfzehn bis zwanzig Liter Wasser werden unsere Fäkalien nun öfters mit weniger als sechs Litern weggespült und das in Millionen Haushalten landesweit. MC Donald hat sogar dank Nanotechnologie das wasserfreie Urinal eingeführt. Ein zäher brauner Schlamm wälzt sich durch dir Kanalisation und kommt nun ab und an auch mal zu Stehen. Und wir bezahlen diese erweiterten Wartungsarbeiten mit Sonderabwassergebühren und somit die Zeche. Aber unser Gewissen ist sowas von erleichtert.