Klima macht Geschichte 2

Schwankungen im  Weltklima und ihr Einfluss auf die Geschichte der Menschheit seit Anbeginn der Zeitrechnung

Kurz vor dem Jahre Null stehen die Weichen wieder günstig für ein besseres Klima um den Mittelmeerraum. Regen macht die Böden in Nordafrika wieder fruchtbar. Vorrübergehend wurde die Ausbreitung der Wüsten gestoppt bzw.  zumindest verlangsamt. Das ägyptische Reich erholte sich wieder.  Griechenland und das römische Reich entwickelten sich zu riesigen Weltmächten und erlebten ihre Blütezeit. Die allmähliche Temperaturerhöhung und die dadurch einsetzende Gletscherschmelze machte den Weg frei für die Ausbreitung und weiteren Eroberungsfeldzügen des römischen Reiches. So wurden die Germanen und das alte England unterjocht. Doch dreihundert  Jahre nach Christus läutete ein weiterer kleinerer lokaler Klimawandel das Ende des römischen Reiches ein. Dieses Mal spielte das Absinken der Temperaturen und die einsetzenden Niederschläge den Germanen in die Karten. Die Germanen bereiteten der stetigen römischen Expansion unter Ausnutzung der nasskalten Wetterkapriolen ein jähes Ende. Auch die damit einher gehenden Ernteausfälle sorgten für den Abriss der Versorgungswege gen Norden. Das römische Reich wurde in den Grundfesten erschüttert und die eigene Expansion den Römern zum Verhängnis.

Fünfhundertsechsunddreißig n. Ch. brach in Südamerika der Vulkan Ilupanko bei San Salvador aus und verdunkelte die Atmosphäre über Jahre.  Ein damit verbundener weltweiter Temperaturabfall läutete auch in Europa das dunkle Mittelalter in Europa ein.  Geschichtsschreiber berichteten damals, dass die Sonne am Tag nur mehrere Stunden relativ schwach zu sehen war.  Krankheiten und Seuchen brachen aus und führten in Europa zusammen mit Hungersnöten zu einem massiven humanen Massensterben.
Rattenflöhe waren die Auslöser für die schwarze Pest und konnten sich zusammen mit ihren Wirtstieren,  den Ratten in dem feuchten nasskalten Klima hervorragend vermehren. Fast ein Drittel der Europäer starben damals.
Das feuchtnasse Klima bevorzugt die Ausbreitung riesiger Wälder bis in die Gebirge hinauf. Auch der Wolf und die Bären breiten sich in Europa aus. In dieser unberührten Natur gab es keinen Grund für die Menschen sich hier anzusiedeln. Und so machten sich Mythen und Erzählungen über die Wölfe in ganz Europa breit und bremsten die Ansiedlung der Menschen in der Nähe dieser Urwälder.

Einer nachfolgenden Temperaturerhöhung und die damit einhergehende Beruhigung des europäischen Klimas gab den Startschuss für eine neue Siedlungs- und Städtegründungswelle. Das Wetter beruhigte sich und wurde  über Jahrzehnte vorhersagbar. Erste Bauernregeln wurden aufgestellt und fanden ihre Anwendung.  Die Landwirtschaft erlebte einen neuen Aufschwung. Dreifelderwirtschaft sorgte für höhere Erträge. Erstmals wurde mehr produziert, wie die örtliche Bevölkerung tatsächlich benötigte. Damit wurden die Waren auf den nächstgelegenen Wochenmärkten mit angeboten und die angebotenen Waren  vielfältiger.  Das machte den Weg frei für weitere Ansiedlungen in den Ballungszentren. Mit stetig wachsendem Lebensmittelangebot erhöhten sich die Einwohnerzahlen in den Städten. Immer neuere Waren wurden angeboten, welche ebenfalls auf den Märkten der Nachbarstädte angeboten wurden. Der Handel untereinander  sorgte für Wohlstand und Absicherung der Versorgung der städtischen Bevölkerung übers ganze Jahr.  Der Grundstein für eine moderne Gesellschaft wurde gelegt.  Um 1250 n. Chr. hatten Siedlungs- und Ballungsgebiete schon das Angesicht unserer modernen Gesellschaft auf relativ hohen wirtschaftlichen Niveau. Die Einführung einer Währung ermöglichte auch regen Handel über die Landesgrenzen hinaus und wurde auch rege ausgebaut.

 

Eine weitere Abbremsung  in der menschlichen Entwicklung zu dieser Zeit wurden erst wieder  Mitte des dreizehnten Jahrhunderts durch Zunahme plattendektonischer Vulkanausbrüche eingeleitet. Die Sättigung der Stratosphäre mit Asche und Rauch rund um die Welt läutete den nächsten Kimawandel ein. In Europa wird es kalt. Überschwemmungen, Stürme und harte Winter setzen der europäischen Bevölkerung extrem zu. Ein erneuter  Ausbruch der Pest, anderer Seuchen, erneute Hungersnöte und Ernteeinbrüche lassen die Bevölkerung um ein Drittel schrumpfen. Unruhen breiten sich aus, die im Ausbruch des dreißigjährigen Krieges gipfelte.

Die klimatischen Veränderungen beeinflusste die Entwicklung Europas bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bevor mit der darauffolgenden Wetterberuhigung und Temperaturerhöhung die Weichen gestellt wurden für die industrielle Revolution. Mit den Anfängen des Industriezeitalters und dem Ausstoß von Treibhausgasen beeinflusst nun der Mensch erstmals das Klima selbst. Die Folgen des von den Menschen jetzt angestoßenen Klimawandels für die weitere Entwicklung der menschlichen Gesellschaft sind noch weitgehend  offen und lassen sich  nicht im Voraus berechnen. Gefährlich ist auch, dass die bis heute der Atmosphäre zugeführten Treibhausgase erst in den nächsten dreißig bis fünfzig Jahren in der Stratosphäre ankommen und ihrerseits einen Beitrag zum hausgemachten Klimawandel  leisten. Wenn die Menschen in den ärmeren Ländern die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen, werden sie sich auf den Weg machen, dorthin wo noch Milch und Honig fließt. Dann werden die Verursacher der weltweiten Klimaveränderungen, die Industriestaaten dann doch eher zur Verantwortung gezogen, als ihnen lieb ist.