Wind und Wellen nehmen zu

Weltmeere

Wind und Wellen nehmen zu

Wetterextreme nehmen auch auf den Meeren zu. Das zeigt eine neue Studie. In vielen Ozeanregionen haben Windstärke und manchmal auch Seegang in den vergangenen Jahrzehnten zugelegt.

AFP / Richard Bouhet

Männer am Strand der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean (Archivbild)

Dienstag, 30.04.2019   11:37 Uhr

Es gibt ein paar Gebiete auf den Ozeanen, die besonders ungemütlich sind. Die sogenannten Roaring Forties gehören dazu, eine Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite. Hier peitschen fast das ganze Jahr über Stürme, die für starken Seegang sorgen. Auch der Nordatlantik bietet Seeleuten oft widrige Bedingungen, mit extremem Wind.

Tatsächlich werden die Weltmeere aber an vielen Stellen nach und nach ein bisschen ungemütlicher. Eine neue Datenauswertung zeigt: Windstärke und – etwas weniger markant – auch Seegang haben in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Meeresregionen zugenommen. In absoluten Zahlen ist die Zunahme überschaubar, die Tendenz ist aber klar. Besonders deutlich stiegen demnach seit den Achtzigerjahren die Extremwerte, wie Ian Young von der Universität Melbourne und sein Kollege Augustinus Ribal, der auch an der Universität im indonesischen Makassar arbeitet, im Fachmagazin „Science“ berichten. Vor allem betroffen seien das Südpolarmeer, der Nordatlantik sowie Pazifik und Atlantik südlich des Äquators.

Die Forscher stützen ihre Studie auf Messungen von insgesamt 31 Satelliten aus dem Zeitraum von 1985 bis 2018 sowie auf Daten von mehr als 80 Treibbojen. Um die Zuverlässigkeit der Resultate zu prüfen, glichen die Forscher die Messungen verschiedener Satellitenmissionen per Höhenmesser, Radiometer und anderen Geräten miteinander ab und verglichen sie auch mit den Werten der Bojen.

Demnach stieg die mittlere Windgeschwindigkeit in dem Zeitraum von 33 Jahren im Südpolarmeer jährlich um etwa 2 Zentimeter pro Sekunde – das entspricht 0,072 Kilometern pro Stunde. In ähnlichem Maße stieg der Wert im Pazifik und Atlantik jeweils südlich des Äquators. Im Nordatlantik lag die Zunahme demnach bei etwa 1 Zentimeter pro Sekunde (0,036 Kilometer pro Stunde). In den anderen Meeresregionen gab es keinen klaren Trend.

Vor allem die Maximalwerte legen zu

Deutlicher fiel die Steigerung der Extremwerte aus, die die oberen zehn Prozent der Windgeschwindigkeiten abdecken. Sie nahmen demnach tendenziell in den gleichen Meeresregionen zu, aber in stärkerem Ausmaß. Demnach stiegen diese Spitzenwerte im Südpolarmeer pro Jahr um etwa 5 Zentimeter pro Sekunde (0,18 Kilometer pro Stunde). Im Pazifik und Atlantik südlich des Äquators stiegen sie pro Jahr um 2 bis 3 Zentimeter pro Sekunde, im Nordatlantik um 4 Zentimeter pro Sekunde. Zudem registrierten die Forscher eine jährliche Zunahme auch im Nordpazifik sowie im Indischen Ozean um 2 Zentimeter pro Sekunde.

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Bei der Wellenhöhe änderten sich die Mittelwerte nicht eindeutig. Die Spitzenwerte dagegen stiegen im Südpolarmeer um 1 Zentimeter pro Jahr und im Nordatlantik um 0,8 Zentimeter pro Jahr. Die Forscher betonen, dass der Seegang in den meisten Meeresregionen stärker von anderen Faktoren abhängt als von der lokalen Windgeschwindigkeit.

Auf 30 Jahre hochgerechnet nahm die Spitzenwindgeschwindigkeit im Südpolarmeer demnach um 1,5 Meter pro Sekunde (5,4 Kilometer pro Stunde) zu. Das entspricht den Forschern zufolge einer Steigerung um etwa 8 Prozent. Die Höhe der Extremwellen stieg dort in dem Zeitraum um 30 Zentimeter, das seien 5 Prozent.

„Auch wenn Steigerungen um 5 und 8 Prozent nicht viel erscheinen, könnten solche Veränderungen, wenn sie in Zukunft andauern, große Folgen haben“, so Young. Die Zunahme von Windstärken und Wellenhöhen steigere die Gefahr von Überschwemmungen von Küstenregionen, insbesondere angesichts des steigenden Meeresspiegels. Zu den Gründen für die beobachteten Änderungen äußern sich die Forscher nicht.

Walter Willems, dpa/chs

Quelle: Spiegel-Online

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